Unser eigentliches Ziel war zwar Sizilien, aber Napoli war eine super wichtige Etappe, da wir uns einerseits unbedingt Pompeji noch einmal anschauen wollten und andererseits Napoli eine fantastische und faszinierende Stadt ist.
Der Plan klang gut. Und ich denke, er war auch gut, aber man kennt das ja mit dem erstens konmmt es anders und zweitens als Du denkst 🙁 Allerdings kam das Unglück diesmal von unerwarteter Seite. Kurz nach Mittag ging es mit dem ICE von Köln-Deutz nach München. Und – anders als man es mittlerweile von der Deutschen Bahn erwarten würde – waren wir sogar zwei Minuten vor der Zeit am Münchner Hauptbahnhof, 17:04 statt 17:06. Nice! Genug Zeit also für das geplante Abendessen in einem Münchner Brauhaus. Da in unserem üblichen Watering Hole, dem Rechthaler Hof, leider keine Plätze mehr frei waren, sind wir in ein Lokal auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs ausgewichen, dem Gasthaus zur Festwiese. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch entdeckt, dass der Hbf wirklich nur ein paar Schritte von der Festwiese, also dem Veranstaltungsort des Oktoberfests, entfernt ist. Das Lokal war ordentlich, wenn auch deutlich weniger urig als der Rechthaler.
Weitergehen sollte es dann mit dem NightJet 295 um 20:08. Zwischendurch war die Abfahrt auf 19:53 vorverlegt worden. EIne Mitteilung, die in dem Schwall an Meldungen seit Buchung wohl untergegangen sein musste. Der Zug wurde relativ pünktlich bereitgestellt, allerdings noch weitgehend unvorbereitet. Decken und Laken lagen noch nicht bereit und auch das Wasser fehlte noch. In einem ziemlichen Chaos wurden diese für eine Fahrt im Liegewagen doch essenziellen Zutaten dann verteilt, durch einen mit einer Schulklasse vollgestellten, engen Gang. Hm, dachte ich mir, professionell hatte ich mir anders vorgestellt. Die Abfahrt fand dann ziemlich nahe der ursprünglich geplanten Zeit statt – also mit Verspätung. Wir hatten für die Unterbringung ein 4-Bett-Abteil gewählt, und die Mitreisenden hatten sich als sehr nette Zeitgenossen entpuppt, eine Mutter mit ihrem gerade volljährigen Sohn auf dem Weg nach Rom. Wir legten uns recht früh schlafen, allerdings merkte ich bald, dass es nicht so recht vorwärts ging. Streckensperrung. Langer Rede kurzer Sinn: Wir waren noch nicht mal in Italien und hatten schon ca. 4 Stunden Verspätung. Schon zu dem Zeitpunkt rechnete ich nicht mehr damit, die Fahrt bis zum Ziel fortsetzen zu können. Tatsächlich war die Fahrt dann in Florenz beendet, was wir aber nicht mehr mitbekommen haben, da wir uns dafür entschieden hatten, den Zug bereits in Bologna zu verlassen, um die guten Verbindungen an diesem Eisenbahnknotenpunkt nutzen zu können. Wir waren dann tatsächlich nur 2 Stunden nach der ursprünglich geplanten Ankunftszeit in Neapel – Danke, Italo ! – allerdings hat uns der Spaß 110,00 € pro Person gekostet. Während von der ÖBB wohl nur round about 125,00 € an „Retournierung“ zu erwarten sind 😮 [Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile ist die Retournierung abgeschlossen. 209 € sind es geworden. Chapeau, liebe ÖBB, das ist anständig!]
Leider war das schon das zweite Mal dieses Jahr, dass mich der Nachtzug komplett im Stich gelassen hat, was in beiden Fällen zu einigen Mehrkosten geführt hat. Das erste Mal war im Juni, wo ich den Intercité de nuit von Sète nach Paris nehmen wollte, für den ich dank früher Buchung sehr günstige Tickets der 1. Klasse (also auch Vier-Bett-Abteil) erhalten hatte. Nun ja. Zwei Tage vor Abfahrt die Mitteilung der SNCF, dass das Zug ausfalle. Mit viel Hin und Her hätte ich wohl eine Ersatzfahrt nach Paris bekommen, aber dann hätte ich entweder in Paris übernachten müssen oder einen späteren Eurostar nehmen müssen, der bei so kurzer Buchungsfrist wirklich sehr teuer ist. Ich habe mich dann entschieden, die Fahrt zu stornieren, um wenigstens das Geld zurückzuerhalten (49 €, meine ich) und stattdessen Tickets für den direkten Zug von Sète (Perpignan) nach Brüssel zu kaufen. Dank Carte Avantage waren die preislich so gerade im Rahmen (für meine Frau und mich 178 €), und wir konnten sogar noch den bereits lange vorher gebuchten ICE von Brüssel nach Köln bekommen. Immerhin.

Obwohl ich nach wie vor ein großer Freund des Nachtzugs bin, werde ich das jetzt erst einmal bleiben lassen und lieber unterwegs im Hotel übernachten. Die Unwägbarkeiten und die damit verbundenen finanziellen Risiken sind mir aktuell zu hoch. Und wenn sogar ein Unternehmen wie die ÖBB, denen Nachtzüge ja sozusagen im Blut liegen, es an der nötigen Professionalität missen lässt, dann bleibt da vom Spaß tatsächlich nicht viel übrig. Und dabei habe ich noch gar nichts von der wirklich mangelhaften Bettwäsche im NightJet gesagt. Eine Decke, die schon kurz vor ranzig war, ein Laken, dass ich nur nach eingehendem Studium zu nutzen wusste und ein Kopfkissen, das man wirklich nur als erbärmlich bezeichnen kann. Sorry, ÖBB, das bekommt sogar die SNCF besser hin!
Hier ein kurzer Einschub: Wie ich zuvor schon gesagt habe: Erstens kommt es anders… Nachdem in Italien am 03.10. ein „Sciopero generale“, also ein Generalstreik, angekündigt ist, haben wir uns entschieden, die Rückreise bereits am 1. Oktober anzutreten. Mit dem – Nachtzug von Palermo nach Mailand… Ironie, ick hör Dir trapsen 😮 Immerhin habe ich diese legendäre Verbindung zum wirklich sehr vorteilhaften Preis von 133 € für uns beide bekommen…
Irgendwann gegen 16:00 Uhr waren wir also in Napoli. Das erste Highlight war das Hotel, nur wenige hundert Meter von Napoli Centrale und Napoli Porta Nolana entfernt. Besser geht es kaum. Dazu gab es ein angeschlossenes Restaurant mit dem bezeichnenden Namen „Nonna Anna alla Ferrovia“. Einen besseren Willkommensgruß kann man sich als Bahnreisender nicht wünschen.
Nach einem Ausflug mit der Metro Linie 1 auf den Vomero und einem sehr malerischen Abstieg über die Salita Petraio in die Quartieri Spagnoli ging es dann direkt an die Pizza und dann ins Bett, denn erstens war der Tag lang gewesen und zweitens stand am nächsten Morgen Pompeji auf dem Programm.
