Sizilien 2025 – Pompeji


Bei unserem ersten Tripp anno 2019 nach Pompeji hatten wir uns noch mit Audioguides beholfen. Eine nicht wirklich tolle Möglichkeit, die ungeheuren Reichtümer dieser legendären Stadt zu erschließen. Nach einer sehr guten Erfahrung in Herculaneum vor zwei Jahren mit einer von einem Archäologen geführten Tour, haben wir uns dazu entschieden, dies auch in Pompeji zu versuchen. Soviel vorweg: Es war toll!

Wir hatten uns für die 3-stündige Kleingruppentour mit Villa der Mysterien entschieden, die mit 150 € für zwei Erwachsene zwar echt nicht billig war, aber sich unbedingt gelohnt hat. Denselben Veranstalter, Askos Tours, hatten wir übrigens auch in Herkulaneum. Gebucht habe ich dabei bequemlicherweise über GetYourGuide.

Die Circumvesuviana geht auch in leer – ab Porta Nolana. Danke Mark!

Da ich vom letzten Mal aus eigener Anschauung wusste, dass die Circumvesuviana sehr voll sein kann, haben wir uns den Tipp des Man in seat 61 zu Herzen genommen und sind bereits in der offiziellen Start- und Endstation, Porta Nolana, eingestiegen. Es hat sich gelohnt, der Zug war quasi leer. Was sich am nächsten Halt, Napoli Centrale, dann schlagartig geändert hat. Bezahlt haben wir für die Fahrt übrigens 3,40 € pro Person und Strecke, also für den aus Deutschland leidgeprüften Fahrgast – wo ein Einzelticket aus den Kölner Vororten in die City aktuell mit 5 € zu Buche schlägt – auch eher eine freudige Überraschung.

Die Circumvesuviana genießt nicht unbedingt den besten Ruf. Stark veraltetes Wagenmaterial und in letzter Zeit zahlreiche Ausfälle und sogar Unfälle bis hin zu Entgleisungen, die nur mit viel Glück nicht zu Personenschäden geführt haben. Hierzu kann man auf ferrovie.info übrigens folgende Information finden:

Non un sabotaggio, ma un cedimento tecnico legato a una probabile falla nella manutenzione. È questa la verità che emerge dalle prime risultanze dell’indagine interna condotta da EAV (Ente Autonomo Volturno) sul deragliamento avvenuto nei giorni scorsi lungo la tratta Napoli-Sorrento, all’altezza della stazione di Pioppaino.1

Nicht unbedingt vertrauenserweckend, aber zumindest auf unserem Ausflug sind wir von solcherart Zwischenfällen verschont geblieben.

Der Besuch selbst lief, wie man es bei einer der größten Attraktionen des Landes erwarten darf, wie geschmiert. Der von der Circumvesuviana und dem Campania Express angefahrene Bahnhof Pompei Scavi / Villa dei Misteri befindet sich nur wenige Meter vom Haupteingang der Grabungsstätte – Porta Marina – entfernt. Die größte Herausforderung bestand darin, sich durch die Touristenmassen zu schlängeln. Wie ich später gelernt habe, sind die italienischen antiken Stätten wohl vor allem in den Herbstmonaten bei bildungsbeflissenen Touristen besonders beliebt. Wer es also ruhiger mag, muss auf den Winter oder das sehr frühe Frühjahr ausweichen. Was dann natürlich mit oft nicht so tollem Wetter und kurzen Tagen einhergeht.

Am Eingang warteten die Veranstalter, die dann die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach Sprachen bzw. gewählten Touren sortierten. In unserem Fall hatten wir eine englischsprachige Führung gebucht, da dies die einzige ist, die auch die Villa dei Misteri in den Rundgang aufnimmt. Und die dort zu erlebenden Wandgemälde sind derartig spektakulär in ihrer Frische und ihrem nach wie vor wild rauf und runter diskutierten Sinngehalt, dass die allein schon die Reise wert wären.

Zu Pompeji selbst brauche ich hier, denke ich, nicht viel zu schreiben. Mir ist auch bei Durchsicht meiner Fotos aufgefallen, dass ich kaum welche aus dem eigentlichen Pompeji gemacht habe. Für Ansichten aus den Häusern selbst gibt es im Internet hervorragend dokumentierte Fotosammlungen, gegen die ich ohnehin weder hätte anstinken können, noch wollen.

Besonders empfehlenswert sind übrigens immer wieder die englischsprachigen Seiten des Wikipediaprojekts. Was wahrscheinlich mit daran liegt, dass sowohl Großbritannien als auch die USA eine lange Tradition der „Vulgarisierung“, also der gut nachvollziehbaren und seriösen Vermittlung, wissenschaftlicher Themen haben. Für das oben abgebildete Haus des Fauns kann der geneigte Leser das gleich hier überprüfen: https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_the_Faun. Und auch auf Youtube finden sich regelrechte Begehungen der zahlreichen Häuser und Villen.

Auf Grund dieser Materialflut habe ich mich eher darauf konzentriert, die Eindrücke aufzunehmen. Und darauf ,zu erleben, wie die Realität die Beschreibungen und Hintergrundinformationen des großen Pompeji-Bandes noch ergänzt und mit Leben füllt und sie dadurch auf einer ganz anderen Ebene reeller und nachvollziehbar macht.

Aber da wir hier ja im Internet sind und damit auch die Katzenfreunde nicht zu kurz kommen, hier die Aufnahme eines dieser majestätisch hingeflezten Vierbeiners am Ausgang Villa dei Misteri:

Katzen haben ja irgendwie auch was Antikes 😉

Ich habe übrigens gerade mal in meinen Archiven von 2019 (erster Besuch in Pompeji) nachgesehen. Auch damals habe ich kein einziges Foto von Pompeji selbst gemacht. Der Eindruck war also damals offenbar derselbe. Ganz anders übrigens in Herculaneum: Da gibt es viel mehr Stellen, an denen sich Eindrücke konzentrieren und Geschichte fühlbar wird. Zum Beispiel am alten Hafen, wo Menschen in ihrer Zuflucht vom Ausbruch getötet wurden und wo heute noch die Skelette liegen, an denen man – in gehöriger Entfernung – vorbeikommt. Oder die oft viel besser erhaltenen Inneneinrichtungen, bei denen man oft genug denkt, die Bewohner würden jeden Augenblick zurückkommen.

Auf der Tour selbst wurde uns ein Querschnitt aus privatem und öffentlichen Leben gegeben. Auch wurden möglichst viele Bauperioden vorgestellt. Pompeji war zum Zeitpunkt des Ausbruchs schließlich schon viele Hundert Jahre alt und von sehr verschiedenen Volksgruppen besiedelt, die alle ihre Spuren hinterlassen haben. Was mich dann allerdings doch sehr gewundert hat: Eine wirklich große Zahl der Teilnehmer – die ja für das Extra der Villa dei Misteri eine gar nicht so kleine Summe bezahlt haben – ist schon deutlich vorher ausgestiegen. Soweit ich mitbekommen habe, weil sie zurück zu ihrer Reisegruppe mussten.

Auch vom Ausgang Villa dei Misteri war der Bahnhof in ca. zehn Minuten zu erreichen. Auf dem Rückweg nach Neapel war die Circumvesuviana dann zwar deutlich voller, aber die knappe halbe Stunde war dann auch schnell vorbei. Und anschließend gab es ein leckeres Abendessen bei Nonna Anna alla Ferrovia 🙂

  1. https://www.ferrovie.info/treni-reali/ferrovie-eav-ecco-la-causa-del-deragliamento-sulla-napoli-sorrento.html. Übersetzung: Keine Sabotage, sondern ein technischer Defekt, der vermutlich auf einen Wartungsmangel zurückzuführen ist. Dies ist die Wahrheit, die sich aus den ersten Ergebnissen der internen Untersuchung der EAV (Ente Autonomo Volturno) zur Entgleisung ergibt, die sich vor einigen Tagen auf der Strecke Neapel-Sorrent in der Nähe des Bahnhofs Pioppaino ereignet hat. ↩︎