Catania – Ausflug auf den Ätna

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Nachdem wir in Catania bereits auf einige Zeugen der vulkanischen Aktivitäten in der Gegend gestoßen waren und bei der Fahrt mit der Circumetnea den Vulkan aus verschiedenen Perspektiven bewundern durften, wollten wir den Ätna nun direkt erleben. Denn trotz aller auch sicht- und fassbaren Hinterlassenschaften, war uns der Berg bislang seltsam ferngeblieben. Das mag daran liegen, dass einerseits der Gipfel oft von dichten Wolkenmassen verborgen wird und andererseits das ganze Massiv so riesig ist, dass man den Berg gar nicht unbedingt als Singularität fassen kann. Irgendwie entzieht er sich, trotz aller Präsenz bis tief ins Stadtbild von Catania hinein.

Ein Ausflug auf den Berg war aber ohnehin von Anfang an fester Bestandteil des Programms. Bei der Planung lautet eine der entscheidenden Fragen, wie hoch man denn nun hinaus will. Der Ätna ist mit seinen ca. 3.400 Metern schließlich echtes Hochgebirge mit auch im Sommer unberechenbaren Wetterverhältnissen. Natürlich werden zahlreiche Ausflüge bis ganz nach oben angeboten, hierfür muss allerdings schon ein bisschen mehr Zeit und Geld investiert werden. Und da wir nun mal keine Jungspunde mehr sind, würden uns ein paar Meter weniger auch reichen. Die Wahl fiel schließlich auf eine Tour, die uns in die Nähe des Rifugio Sapienza bringen würde, von der auch die Seilbahn Funivia dell’Etna die Bergbegeisterten bis auf eine Höhe von 2.500 Metern bringt, letzte – und nicht ganz billige – Etappe vor dem Gipfelsturm. Ganz in der Nähe der Talstation befinden sich allerdings einige zu Fuß gut erreichbare Altkrater, Zeugen früherer Ausbrüche, sodass auch die weniger Wagemutigen auf ihre Kosten kommen sollten. Ursprünglich war auch das Valle del Bove Teil der Tour, dieser Punkt musste allerdings wegen Straßenarbeiten ausfallen. Was ich sehr schade fand, denn die gewaltigen Lavaklippen hätte ich schon sehr gerne aus der Nähe gesehen. Mit Überraschungen und kurzfristigen Änderungen muss am Ätna allerdings jederzeit gerechnet werden. Stichwort: aktiver Vulkan!

Apropos: Bei so einer Tour lernt man doch auch Einiges. Ich z.B. wusste nicht, dass die sehr starke vulkanische Aktivität in Sizilien – Erdbeben und aktive Vulkane – darauf zurückgeht, dass hier die europäische und die afrikanische Kontinentalplatte aufeinander stoßen, wobei die afrikanische sich langsam unter die europäische schiebt. Was zum Aufbau von Spannungen führt, die sich gelegentlich in gewaltigen Erdbeben entladen. Oder zu immer wieder neu entstehenden Magma-Schächten, die die vulkanische Aktivität aufrechterhalten. Das grundsätzliche Thema kannte ich natürlich, aber die Auswirkungen dieser im wahrsten Sinne des Wortes Welt-bewegenden geologischen Kräfte so direkt zu erleben, ist doch nochmal ein Unterschied. Reisen bildet.

Nach einer etwas längeren Tour durch Catania, um alle Teilnehmenden einzusammeln, hat die anschließende Auffahrt bis zum Rifugio – die vorgesehenen Halte an den Spuren eines relativ frischen Ausbruchs in Zafferana Etnea und einer Lavagrotte nicht eingerechnet – schon eine ganze Weile gedauert. Ein weiteres Zeichen dafür, wie gewaltig das Ätna-Massiv ist. Und je höher wir kamen, desto mehr hat sich die Landschaft eingeschwärzt und geradezu in eine Mondlandschaft verwandelt. Besonders intensiv wurde dieses Gefühl beim Aufstieg zu Fuß auf den Krater über teilweise von Nebelschwaden verhüllte Aschehänge, die immer wieder das Gefühl aufkommen ließen, auf einer Insel festzusitzen.

Und so konnten wir je mehr wir uns dem Vulkan näherten eine langsame und umso beeindruckendere Verwandlung erleben: auf eine blühende Landschaft folgte eine nur noch von Restvegetation belebte Heide-artige Ödnis, die dann langsam und fast unbemerkt zur Aschewüste wurde:

Ein Lavastrom im Vorgarten. Spuren eines frischen Ausbruchs, der nur wenige Meter vor einem Haus in Zafferana Etnea zum Stillstand gekommen ist.
Lava so weit das Auge reicht – hier noch von – spärlicher – Vegetation bedeckt…
Das Land im Griff des Vulkans – Asche überall als Zeugin permanenter Aktivitäten und Ausbrüche.

Neben der von uns gewählten Tour gibt es natürlich noch reichlich weitere Möglichkeiten, dem Vulkan näherzukommen bzw. ihm aufs Dach zu steigen. Und es gibt auch andere Strecken als die von uns gewählte Route von Süd-Osten. Hier helfen Reiseführer weiter, wobei ich insbesondere den Guide Évasion Sicile et îles Éoliennes ans Herz legen möchte. Zumindest den Frankophonen unter meinen Besucherinnen und Besuchern… Ansonsten bieten auch die in GetYourGuide teilweise recht ausführlich beschriebenen Tourangebote eine Möglichkeit, sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Da wir wie gesagt beide nicht so unglaublich sportlich sind, war der gewählte Ausflug für unsere Ansprüche genau richtig und hat uns die Möglichkeit gegeben, die unglaubliche Landschaft zu erleben ohne aus unserer Komfortzone allzu weit heraus zu müssen. Wer das gerne tun möchte, hat am Ätna alle Möglichkeiten. Unter anderem die, bis zu den Gipfel-Kratern auf 3.400 Meter aufzusteigen. Was aus guten Gründen ab einer Höhe von (aktuell) 2.800 Meters allerdings nur mit lizenzierten Bergführern erlaubt ist. Während die 2.500 Meter mit der Seilbahn noch für mehr oder weniger Jedermann zu erreichen sind, sieht es bei der folgenden Etappe schon anders aus, da Transport nur bis auf 2.800 Meter möglich ist. Danach geht es zu Fuß weiter, was schon eine gewisse Kondition voraussetzt.

Ein Detail noch: Unser Aufstieg endete mit einem leckeren Schluck Zibibbo, einem sizilianischen Muskatwein, in den wir extra mitgebrachte Cantuccini dippen durften. Köstlich! Und genau die richtige Art, unser Erlebnis zu feiern.