Für einen Zugfan wie mich ist eine Fahrt mit der Circumetnea ein Muss. Allerdings ist ein bisschen Vorarbeit durchaus nötig, um das Ganze zu einer runden Erfahrung zu machen. Viele sehen das anscheinend anders, denn auf meinem Trip bin ich auf zahlreiche Mitreisende gestoßen, die eine regelrechte Odyssee hinter sich hatten. Die sie zumindest in weiten Teilen hätten vermeiden können, wenn sie die Webseite der Ferrovia Circumetnea (FCE), des Betreibers der Schmalspurbahn rund um den Ätna und der Metro von Catania, etwas eingängiger studiert hätten. Dort findet sich nämlich *das* Dokument, welches wie ein Sesam zur Rundreise um den Ätna funktioniert, sozusagen eine Gebrauchsanweisung für den Ausflug:

Diese Gebrauchsanweisung ist nötig, da es durch diverse Baumaßnahmen zu Einschränkungen bei der Streckenführung gekommen ist. Die wichtigste Info: Der Start der Rundfahrt ist schon seit einiger Zeit nicht mehr von Catania Borgo aus möglich, sondern von Paternò, einem Vorort Catanias. Die Anreise ist leider etwas wuselig. Wie aus der Grafik ersichtlich, geht es von Catania aus mit der Metro – es gibt nur eine einzige Linie, die Gefahr sich hier zu vertun ist also recht gering – nach Nesima. Dort fährt dann ein Zubringerbus – eine Art Schienenersatzverkehr – bis zum aktuellen Endbahnhof der Circumetnea. Dieser hat die Liniennummer 31M mit der Bezeichnung „Servizio Treni“. Die Abfahrtszeiten sind in der Infografik aufgeführt und natürlich mit denen der Cirsumetnea abgestimmt. Und wie der Busfahrer versichert hat, würde der Zug auch warten, falls es zu Verspätungen kommen sollte. Was nicht unwahrscheinlich ist, da die Zeiten sehr knapp kalkuliert sind und der Bus sich durch einige sehr enge Straßen quälen muss. Am Bahnhof von Paternò geht es dann endlich auf den ersten Teil des Parcours – bis Randazzo:

Auf dieser ersten Etappe schraubt sich der kleine Zug ganz ordentlich in die Höhe, was einem so richtig erst auf der zweiten Etappe klar wird, wenn man das Meer weit unter sich liegen sieht. Leider quert der Zug auf dem Weg nach Randazzo zahlreiche Tunnel, was der Fahrt ein wenig den Charme einer Fahrt mit der Kölner U-Bahn verleiht. Zwischendurch zeigt sich der Ätna dann von seiner kargen Seite und die Bezeichnung Mondlandschaft kann dem Reisenden durchaus in den Sinn kommen. Später tauchen dann allerdings zahlreiche Olivenhaine und v.a. auch Pistazienbäume auf, denn auf dem Weg nach Randazzo wird auch die Welthauptstadt des Pistazienanbaus – zumindest, was die Italiener angeht- durchquert – Bronte. An dieser Stelle auch ein Hinweis für alle diejenigen, welche einen Zwischenstop einlegen möchten: Nicht alle Haltepunkte verfügen über eine gut sichtbare Beschilderung! Bronte konnte ich z.B. nur über Google Maps identifizieren.
Der landschaftlich schönere Teil der Reise kommt dann nach dem Umstieg in Randazzo. Zahlreiche Weinstöcke zeugen von dem reichen Anbau am Ätna, auf den die Winzer auch heute noch – zu Recht – sehr stolz sind. Und erst auf diesem Teil der Reise gelang es mir, den Ätna auf die Platte zu bannen:

Die Fahrt mit der Circumetnea endet bereits nach einer guten Stunde in Giarre-Riposto.
Auch hier ist Vorsicht angesagt, es gibt nämlich mehrere Bahnhöfe / Haltepunkte, die auf den Vornamen Giarre hören. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, das sehr freundliche Personal zu befragen. Der Haltepunkt der FCE ist übrigens nicht identisch mit dem der Trenitalia – Schmalspur verpflichtet. Mit Trenitalia wird dann auch das letzte Stück der Strecke zurück bis nach Catania abgefahren. Da üblicherweise auf der Strecke Messina – Siracusa recht viele Züge fahren, stellt das im Normalfall auch kein Problem dar. Zum Zeitpunkt unseres Ausflugs gab es allerdings von zahlreichen Bauarbeiten (z.B. in den Bahnhöfen von Messina und Letojanni) zahlreiche Ausfälle und Verspätungen. Glücklicherweise ist die App von Trenitalia in solchen Fällen eine große Hilfe, da sie erlaubt, den Status eines Zugs in Echtzeit einzusehen. Was mich im konkreten Fall in die Lage versetzt hat, einige Mitreisende zu beruhigen, die bereits drauf und dran waren, sich ein Taxi zurück nach Catania zu organisieren.
Und nun die entscheidende Frage: Hat der ganze Aufwand sich gelohnt? Finanziell war der Ausflug definitiv einer der günstigsten Trips auf meiner Sizilienfahrt. Für ein Einzelticket mit der FCE von unserer Metrostation (Stesicoro) bis nach Giarre habe ich 4,80 € bezahlt. Tickets sind übrigens in den Metrostationen am Automaten erhältlich. Hierbei zunächst die Auswahl Extraurbano wählen und dann die Städte Catania und Giarre eingeben. Darauf kamen dann noch 3,90 € für das Ticket von Giarre zurück nach Catania Centrale. Ca. vier Stunden Zugfahrt für unter 9 Euro – das ist schon mal eine Ansage. Dazu kommt die zumindest in Teilen wirklich sehr beeindruckende Landschaft. Wie schon gesagt gibt es allerdings v.a. auf der ersten Strecke eine ganze Menge Tunnel. Und dem Vulkan so richtig nahe kommt man eigentlich nirgendwo auf dem gesamten Parcours. Zudem der Ätna sich gerne hinter einem regerechten Wolkengebirge versteckt. Die immensen Lavafelder, die der Zug auf seiner Reise durchquert, geben allerdings insbesondere auf der Strecke bis Randazzo einen guten Eindruck von der vulkanischen Aktivität, die hier permanent wirksam ist.
Eine Mitreisende fragte mich am Ende nach meiner Meinung und gab dabei zu verstehen, dass sie doch eher enttäuscht sei. Wie immer kommt es wohl am ehesten auf die Erwartungen an. Wer gerne mit einer Eisenbahn fahren möchte, die es in dieser Form so woandwers nicht gibt, der sollte die Gelegenheit auf jeden Fall mitnehmen. Wem es allerdings um den Ätna geht, der sollte sich eher auf eine der zahlreich angebotenen Exkursionen begeben, bei der man dem Berg mit seiner beeindruckenden Menge an Kratern sehr nahe kommen kann.