Was für eine Idee! Eine Rundreise von Köln über Hamburg und Berlin bis nach Prag und am selben Tag wieder zurück? Wahnsinn, oder? Das ist zumindest das, was Familie, Freunde und Kollegen sagen. Well… Vielleicht erkläre ich mal kurz, wie es dazu gekommen ist.
Vor ein paar Wochen hat ein prominentes Mitglied der Bahnbubble auf Twitter (äh – X) darüber informiert, dass im Laufe des Sommers die klassischen EC-Linien zwischen Berlin und Prag durch neuere Modelle ersetzt werden:
Das klingt ja erstmal ganz ok. Neue Züge, die dann auch noch „Comfort“ im Namen führen? What could go wrong? Na ja, der spannendere Teil der Info kam dann im nächsten Tweet:
„Den typischen, bekannten Speisewagen der CD wird es nicht mehr geben.“
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – pun natürlich intended. Für Freunde und Freundinnen der gepflegten Zugreise gibt es nämlich kaum etwas Schöneres, als eine Reise im Speisewagen der tschechischen Eisenbahn. Einfach mal bei Jaroslav Rudiš nachlesen. Oder besser noch: In den nächsten Wochen ausprobieren, bevor es zu spät ist.

OK, da ist jetzt nur Bier drauf, aber ich denke, einen ersten Eindruck bekommt man schon. Tischdecke und so. Und was heißt überhaupt: „da ist jetzt nur Bier drauf“? Immerhin ist das tschechisches Bier und damit eines der besten, was man in Europa so trinken kann. Aber klar, im Laufe meiner Reise werden sich natürlich – das ist ja der Plan – auch zahlreiche Gelegenheiten ergeben, andere Köstlichkeiten als Bier hier einzustellen 😉
Das obige Foto ist übrigens im Juli 2023 im Rahmen einer Schienenstrang-Bahnhofskneipentour entstanden. Ein Erlebnis der besonderen Art für Freunde der gepflegten Reisekultur. Einfach mal vorbeischauen:

Soviel also zur Vorgeschichte. Und nachdem ich realisiert hatte, dass es die tollen Speisewagen der Česke Drahy zumindest auf dieser Strecke (also Berlin – Prag) bald nicht mehr geben würde, war mir klar, dass ich mir das nochmal geben musste. Und zwar bis zur bitteren (Hopfen!!) Neige. Die Aufgabe war also klar: Wie würde ich es schaffen, von Köln aus nach Prag zu kommen und dabei die größtmögliche Zahl an Aufenthalten in Speisewagen hinbekommen? Nun wusste ich, dass es einen Zug gibt, der von Flensburg direkt nach Prag fährt und zwar betrieben von der tschechischen Eisenbahn. Mit Speisewagen. Damit war dieses Teilstück schon klar: Von Köln nach Hamburg mit dem ICE – in welchem ich mir ein ganz hervorragendes französisches Frühstück gönnen werde – und dann in einem Rutsch von Hamburg nach Prag. Sechseinhalb Stunden tschechischer Speisewagen. Am Stück. Dazu könnte man ja durchaus schon sagen: Mission accomplished. Aber es kommt noch besser. Am selben Tag geht es nämlich schon zurück mit dem sagenumwobenen Canopus, dem EC 458 von Prag nach Zürich. Und bis Leipzig ist ein Speisewagen der CD dabei, ein WRmz815. Wie es darin aussieht, könnt Ihr übrigens auf VagonWEB sehen. Für mich sind das nochmal fast vier Stunden lang Gelegenheit, Tschüss zu sagen…
Danach geht es dann leider recht unkomfortabel weiter, mit Nachtzügen über Frankfurt nach Köln. Wobei Nachtzug hier einfach nur heißt, dass der Zug nachts fährt, ohne Schlafwagen und alles. Aber, wie der Kölsche sagt: „Wat nix koss, es och nix“. Übersetzt: Nichts ist umsonst, und über 10 Stunden Speisewagen haben halt auch ihren Preis.
À propos Preis. Was hat mich der Spaß denn nun gekostet? Erstaunlich wenig: Für die Strecke von Köln Hbf bis an die tschechische Grenze in Bad Schandau konnte ich 1000 Prämienpunkte der DB einsetzen. Die Strecke von Bad Schandau nach Prag hat mich dann 377 Kronen (14,77 €) und die von Prag über Leipzig und Frankfurt nach Köln nochmal knapp 30 € oben drauf. Also keine 45 € für fast 2.000 Kilometer. Ich denke, da kann man nicht meckern. Die Preise sind übrigens mit 25%-Bahncard für die deutschen Strecken und derselben Ermäßigung mit der In 25-Karta, dem Angebot der tschechischen Eisenbahn, zusammengekommen.
So einiges habe ich Euch ja heute schon verraten. Morgen gibt es mehr zur Strecke, den Zügen und der Planung.